Die Botschaft von Herrn Abdullah Öcalan (Kurdish: ئۆجالان) zum Friedensprozess und sein Verweis auf die Arbeiterpartei Kurdistans (Kurdish: پارتی کرێکارانی کوردستان) verdeutlichen die Tatsache, dass die kurdische Frage unter den aktuellen Umständen eine besondere Bedeutung besitzt. Daher werden die Positionen und Bewegungen der Arbeiterpartei Kurdistans – als zentrale Kraft im nationalen Befreiungskampf in Nordkurdistan – sowie Herr Öcalan als deren Anführer von allen Freunden und Unterstützern der kurdischen Freiheitsbewegung mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt.

Folgende Punkte verdienen in diesem Zusammenhang besondere Beachtung:

  1. Der Grund, warum der türkische Staat plötzlich eine Friedensinitiative akzeptiert und die Veröffentlichung der Botschaft von Herrn Öcalan durch seine Partei zugelassen hat, hängt mit den regionalen Veränderungen zusammen. Es ist ein Versuch, die Kontrolle zu behalten und die Entwicklungen in der Region nicht außer Kontrolle geraten zu lassen, da sie auch auf die Türkei übergreifen könnten. Die türkische Regierung fürchtet, dass die kurdische Frage ein Niveau erreichen könnte, das für sie untragbar ist. Deshalb bemüht sie sich, die Lage aus ihrer Sicht zu steuern.
  2. Die Reaktion der Arbeiterpartei Kurdistans befindet sich noch im Anfangsstadium, und die türkische Regierung hat bislang keine klare Haltung erklärt. Daher sollte diese Botschaft als Beginn eines Prozesses verstanden werden – nicht als endgültiger Beschluss über das Schicksal einer Partei mit fast fünf Jahrzehnten Kampfgeschichte. Die nächsten Schritte der Partei und der türkischen Regierung werden entscheidend für den Verlauf dieses Prozesses sein.
  3. Wenn man eine politische Partei als ein Mittel des Kampfes betrachtet, dann kommt es nicht einfach auf deren Fortbestand oder Auflösung an, sondern auf deren Wirksamkeit bei der Durchsetzung von Rechten und Zielen. Aus dieser Perspektive kann das heutige Geschehen als Versuch verstanden werden, den Kampfstil zu ändern, neue Taktiken zu entwickeln und ein aktualisiertes Programm zu gestalten, das auf den internationalen und regionalen Kontext abgestimmt ist. Ob diese Entscheidung scheitert oder erfolgreich ist, hängt nicht nur von der Botschaft ab, sondern von dem Weg, den sie eröffnet. Dies bedeutet eine große Verantwortung für die Führung, Mitglieder und Aktivist:innen der Arbeiterpartei Kurdistans.
  4. Die Arbeiterpartei Kurdistans muss als politische Organisation, während sie ihre Führung respektiert, auch die kommenden Schritte klug und mit Erfahrung gestalten. Die Erklärung eines Waffenstillstands kann ein sinnvoller Startpunkt für diesen Prozess sein – eine Geste des Respekts gegenüber der Führung sowie ein Signal an die Welt, dass das kurdische Volk, das einst aus Notwehr zu den Waffen griff, heute bereit ist, auf einem politischen Weg voranzugehen. Nun liegt es an der Türkei zu zeigen, ob sie bereit ist, dem friedlichen Signal der PKK zu begegnen, eine echte Lösung der kurdischen Frage einzuleiten und die nationalen Rechte des kurdischen Volkes in ihrem Nordteil anzuerkennen.
  5. Die Welt beobachtet nun, ob die Arbeiterpartei Kurdistans und ihre Führung wirklich bereit sind, ihren Kurs zu ändern – vielleicht sogar die Partei in ihrer jetzigen Form aufzulösen. Die Frage ist, ob der türkische Staat im Gegenzug bereit ist, seine antikurdische Politik aufzugeben, das Existenzrecht des kurdischen Volkes anzuerkennen und diese Gelegenheit zu nutzen, um einen echten und nachhaltigen Friedensprozess zu beginnen. Wenn die türkische Regierung dazu nicht bereit ist und an ihrer alten Strategie der Verleugnung und Unterdrückung festhält, wird dieser Versuch wie frühere Initiativen scheitern. Daher ist es unerlässlich, dass internationale Akteure Druck auf die Türkei ausüben, um die Anerkennung kurdischer Rechte voranzutreiben. Eine Kraft, die heute offen nach Frieden ruft, kann nicht länger einfach als „terroristisch“ abgestempelt werden, nur weil sie nicht mit der Staatslinie der Türkei übereinstimmt.

Aus unserer Sicht, als Komala der Werktätigen Kurdistans (Kurdish: کۆمەڵەی زەحمەتکێشانی کوردستان), ist die kurdische Frage in ganz Kurdistan eine einheitliche und zusammenhängende Angelegenheit. Das Schicksal des nationalen Kampfes in einem Teil Kurdistans beeinflusst alle anderen. Wir unterstützen und begleiten den nationalen Freiheitskampf des kurdischen Volkes in allen Regionen, damit es seine legitimen Rechte verwirklichen kann. Gleichzeitig hat jedes Volk das Recht auf Selbstbestimmung, und wir respektieren diesen Willen.

Die kurdische Freiheitsbewegung in all ihren Teilen ist ein gerechter politischer Kampf. Das kurdische Volk hat erst nach Jahrzehnten der Besatzung und militärischer Unterdrückung zu den Waffen gegriffen. Trotz aller Leiden bleibt dieser Kampf legitim – und wird bis zur vollständigen Verwirklichung der Rechte des Volkes fortgesetzt.

Zentralkomitee
Komala der Werktätigen Kurdistans (Kurdish: کۆمەڵەی زەحمەتکێشانی کوردستان)
3. März 2025

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